Klassiker und moderne Bücher werden an den Meinungen weniger gemessen, um in den USA auf den Index zu gelangen. Gründe dafür wirken manchmal willkürlich.
Die sogenannten „banned and challenged books“ sind Bücher, die in den USA aufgrund von Kontroversen oder Protesten aus Schulbibliotheken oder Lehrplänen entfernt werden oder deren Verbreitung eingeschränkt werden soll. Die Gründe für die Verbote sind sehr vielfältig, wie zum Beispiel sexuelle Inhalte, Gewalt, religiöse oder politische Ansichten oder Sprache. Die American Library Association führt jedes Jahr eine Liste der am meisten verbotenen Bücher in den USA.
Die Entscheidung, ein Buch zu verbieten, ist trotz aller Außenwirkung auf uns, keine willkürliche Entscheidung, sondern basiert auf bestimmten gesetzlichen Grundlagen. Die First Amendment der US-Verfassung schützt die Meinungsfreiheit und die Freiheit der Rede, einschließlich der Freiheit, Bücher zu schreiben und zu lesen. Allerdings haben die Schulbehörden und Bibliotheken das Recht, die Materialien, die sie in ihren Einrichtungen bereitstellen, zu überwachen und zu kontrollieren, um sicherzustellen, dass sie den pädagogischen Zielen und Standards entsprechen und die Schüler nicht gefährden. Die Entscheidung, ein Buch zu verbieten, muss auf einer angemessenen und objektiven Bewertung der Inhalte und nicht auf persönlichen oder politischen Ansichten basieren.
Das Verbot eines Buches folgt Bewertungskriterien, die durch die Schulbehörde oder Schulbibliothekar*innen nach einem bestimmten Verfahren und Richtlinien festgelegt werden, um am Ende sicherzustellen, dass die Entscheidungen auf objektiven und pädagogischen Gründen basieren. Ggf. können auch Eltern, Schüler und Lehrer an diesem Verfahren beteiligt sein, indem sie ihre Bedenken gegenüber der Schule, Schulbehörde oder der Bibliothek äußern.
Die verbotenen Bücher sind in den USA in die Kritik geraten, weil sie als eine Einschränkung der Meinungsfreiheit und der Freiheit der Rede angesehen werden. Viele glauben, dass das Verbot von Büchern eine Form der Zensur darstellt und den Zugang zu Informationen und Ideen einschränkt, die für eine offene und demokratische Gesellschaft unerlässlich sind. Einige Kritiker argumentieren, dass das Verbot von Büchern oft auf persönlichen oder politischen Ansichten basiert und nicht auf objektiven oder pädagogischen Gründen geschieht. Dies würde zu einer einseitigen und begrenzten Sichtweise führen. Darüber hinaus können „Banned Books“ auch dazu führen, dass wichtige Themen und Kontroversen vermieden werden, die für das Verständnis und die Auseinandersetzung mit komplexen gesellschaftlichen Fragen unerlässlich sind.
Häufigste Gründe für das Verbot von Büchern sind (vermeintlich):
- Sexuelle Inhalte: Bücher, die explizite sexuelle Szenen oder Themen enthalten, können als unangemessen für bestimmte Altersgruppen angesehen werden.
- Gewalt: Bücher, die Gewalt oder Grausamkeit darstellen, können als unangemessen oder verstörend für bestimmte Altersgruppen angesehen werden.
- Religiöse oder politische Ansichten: Bücher, die bestimmte religiöse oder politische Ansichten vertreten oder kritisieren, können als beleidigend oder kontrovers angesehen werden.
- Sprache: Bücher, die vulgäre oder obszöne Sprache enthalten, können als unangemessen oder beleidigend angesehen werden.
- Rassismus oder Diskriminierung: Bücher, die rassistische oder diskriminierende Ansichten oder Darstellungen enthalten, können als beleidigend oder schädlich angesehen werden.
Es gibt verschiedenste Listen, in denen Verbotene Bücher aufgelistet werden (siehe Ende des Textes unter Quellen).
Für 2022 berichtet die American Library Association von 1269 herausgeforderten Büchern. Das heißt, seit einem Tiefstand 2020 mit 156 Titeln haben sich die Anfragen verachtfacht. Mit 2571 unique Titeln bei den verbotenen Büchern ist die Zahl im Vergleich zum Vorjahr um 38 % gestiegen. Viele der Anfragen „challengen“ nicht nur einen Titel sondern ganze Titellisten. Traurige Zahlen, die für ein Land, dass selbst eine gesetzliche Krankenkasse wie Obama Care als Eingriff in die persönlichen Freiheitsrechte wertet, verwirrend wirken.
Besonders in die Kritik geraten ist dieses Vorgehen in den letzten Jahren, da besonders Titel, die sich um LGBTQ+-Themen drehen oder von Autor*innen mit nicht weißer Hautfarbe stammen und Fragen rund um Ethnie sowie Hautfarbe behandeln, verstärkt in den Fokus geraten. Dieser Kulturkampf zeigt eine zunehmende Spaltung und Intoleranz gegenüber Themen, die oft nicht in das Weltbild einer sehr konservativen weißen Gesellschaft passen.
Um so schöner ist es zu lesen, wenn dann eine Schlagzeile auftaucht, in der es heißt: US-Staat Illinois geht gesetzlich gegen Bücherverbote vor. Dabei geht es nicht um ein grundsätzliches Verbot dieser Praxis, sondern der Staat Illinois will als erster Staat der USA Buchverbote aufgrund „parteipolitischer oder dogmatischer“ Vorbehalte unterbinden.
“What this law does is it says, let’s trust our experience and education of our librarians to decide what books should be in circulation.”
Savage, Claire, ‘First of its kind’ Illinois law will penalize libraries that ban books, AP News (13.06.2023)
Gouverneur Pritzker unterzeichnete am 12.06.2023 ein Gesetz, welches Öffentlichen Bibliotheken die Einschränkung des Zugangs oder Verbot von Material aufgrund „parteipolitischer oder dogmatischer“ Vorbehalte verbietet. Konsequenz bei einem Verstoß ist der Entzug staatlicher Mittel. Das neue Gesetz tritt zum 1. Januar 2024 in Kraft. Illinois stellt sich damit gegen eine Bewegung in anderen Staaten der USA, die immer konservativer und engstirniger wird.
Quellen
- US-Staat Illinois geht gesetzlich gegen Bücherverbote vor, Zeit Online (13.06.2023)
- Savage, Claire, ‘First of its kind’ Illinois law will penalize libraries that ban books, AP News (13.06.2023)
- List of most commonly challenged books in the United States, Wikipedia
- Top 13 Most Challenged Books of 2022, American Library Association
- Censorship by the Numbers, American Library Association
- Banned Book FAQ, American Library Association
- Italie, Hillel: Book ban attempts hit record high in 2022, library org says, AP News (23.03.2023)
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