ChatGPT ist ja seit November 2022 in aller Leute Munde. Neben der Freage, was verändert ChatGPT in Bibliotheken, steht natürlich auch immer die Frage, was können Bibliotheken im Bereich Schulungen zu ChatGPT übernehmen? Ist es überhaupt eine Aufgabe von Bibliotheken, die sie übernehmen sollen?
Ein Artikel der Zeit vom 03.03.2023 gab mir hierbei zu denken. Die Überschrift lautete „KI für die Kinder der Reichen“ (BEZAHLSCHRANKE, ggf. zugänglich über WISO). Letztlich zeigt der Artikel hinter einer Bezahlschranke, dass der Kommentator etwas reißerisch eine Problematik nimmt, die generell besteht, nämlich unterschiedliche Bildungschancen für unsere Schüler im System, bei dem Kinder mit Akademikereltern davon profitieren, dass die Eltern Bildung zu schätzen wissen und das System kennen. Bildungsfernere Eltern fehlt dieses Wissen und sie können oftmals auch nicht den richtigen Lernrahmen schaffen. Das Problem besteht also nicht direkt durch KI oder ChatGPT, insbesondere da ChatGPT ja allen Nutzer*innen kostenfrei zur Verfügung steht.
ChatGPT gibt nun theoretisch all denjenigen Schülern, deren Eltern lange arbeiten müssen oder sich im Schulsystem nicht auskennen, die gleiche Chance, ihre Hausaufgaben nicht selbst machen zu müssen.Plocher, Ryan: KI für die Kinder der Reichen, Die Zeit, 03.03.2023 (Bezahlschranke) (Über Datenbank wiso: https://www.wiso-net.de/document/ZEIO__b55b7f50c789f8d300527846e17e31f2e739db83)
Dennoch gibt es Aspekte in der Frage zu Lernen mit ChatGPT, wo auch Bibliotheken ihre Kompetenzen ausspielen und einbringen können.
Wissen zu finden wird einfach und oft mit der Frage beantwortet: Hast du schon danach gegoogelt? Der „souveräne Umgang mit einer Suchmaschine“ (Suchressource) ist eine sehr nützliche Kompetenz, an deren Festigung und Perfektionierung Bibliohteken bereits Aktien haben. Derzeit unterstützen Bibliotheken durch Schulungen, Schulungsmaterial oder gamifizierte Lernangebote zum Umgang mit Internetquellen, FakeNews und ähnlichem. Darin lernen die Lernenden Informationen (Wissen) zu finden, Ergebnisse einzuschätzen und auf mögliche Richtigkeit zu überprüfen. Diese Themen sind auch Teil der bibliothekarischen Weiterbildung, d.h. in Bibliotheken gibt es bereits einen gut fundierten Wissenspool.
Der nächste Schritt, und hier bringt ChatGPT eine weitere Fascette ein, die Google & Co bisher nicht erfüllen konnten. Diese lernenden Sprachprogramme können bereits heute Texte zusammenfassen und ggf. in einer einfacheren und somit verständlicheren Sprache verfassen. Auch einen Text, z.B. ein Gedicht oder eine Rede zu analysieren, dieses ggf. einzuordnen und im Rahmen einer kontroversen Frage ein fundiertes Urteil zu treffen – auch das kann ChatGPT bereits schon recht gut.
Allerdings gibt es auch hier Aspekte, die man im Rahmen der Arbeit von Bibliotheken besprechen kann und die Aspekte der Vermittlung von Informationskompetenz Thema sind. Zum einen gehört der Punkt Ressourcenkompetenz dazu, was Fragen beinhaltet wie: Was kann das Tool und was nicht? Wie komme ich zu optimalen Ergebnissen? Was ist die bestimmende Bias dieser Ressource, d.h. was beeinflusst die Ergebnisse? Was ist zu beachten, damit die Nutzung ggf. wissenschaftlich (ethisch) korrekt ist, z.B. durch Offenlegung der Nutzung. Fragen der Zitierbarkeit usw.
Je weiter ich drüber nachdenke, gibt es ganz klassische Bereiche, die uns im Feld Schulungen fordern, die aber erstmal grundsätzlich nicht so unterschiedlich sind von dem, was wir bereits für Internetquellen schulen.
Soweit so erstmal mit meinen ersten Überlegungen zur Rolle der Bibliotheken im Umgang mit KIs wie ChatGPT.
Beitragsbild: Photo by Alexandra_Koch on Pixabay
Noch ein Schmankerl:
Hier gibt es noch zwei Beispiele, was ChatGPT schon heute leisten kann.
ChatGPT kann übliche Schulaufgaben, wie z.B. eine Zusammenfassung eines Gedichtes zu schreiben oder das Verfassen einer Parodie lösen und das Ergebnis ist lesenwert.
Diese Parodie des ERLKÖNIGS wurde von ChatGPT.ch verfasst, eines deutschsprachigen Ablegers von ChatGPT, der ohne Anmeldung genutzt werden kann.
Anders als bei Google gefundene Parodien, ist diese kaum als nicht selbständig erbrachte Leistung erkennbar.
Die Interpretation wurde mit ChatGPT-X.de, einem weiteren deutschsprachigen Tool erstellt, das im Gewand der Oberfläche von ChatGPT.openai (Anmeldung für Nutzung notwendig) daher kommt und ohne Anmeldung funktioniert.
Manchmal kann ChatGPT ungenaue Ergebnisse liefern, daher müssen wir damit vorsichtig sein